Mindelheimer Klettersteig
am 21. August 2000


Um 3.00 Uhr schrie mein Radiowecker mit einer nicht erkennbaren Melodie so laut auf, daß ich ihn sofort wieder abschaltete und mich fragte warum um Himmels Willen soll ich jetzt schon aufstehen und legte mich wieder hin. Aber die automatische Wiederholung um 3.09 Uhr brachte mich langem hin und her doch so langsam aus dem Bett, so dass ich um 3.25 Uhr mein Bett verließ, mich still ins Bad schlich und dann mit meinem bereits gepacktem Rucksack zu meim Frühstück in die Küche aufmachte. Ich warf zwei Scheiben Toast in den Toaster (wo hin den sonst) und bereitete meine obligatorischen drei Wurstbrote und einen Apfel, wie sich so für eine Wanderung gehört, und verstaute die drei Litter Eistee (1 Liter von Aldi, und 2 Liter von "Kela") und nicht zu vergessen eine Dose Isostar (oder so ähnlich) natürlich auch von Aldi. Als ich das Haus still und heimlich um 3.55 Uhr verließ, schien es so als ob ich der einzige Ideot bin, der freiwillig um diese Zeit das Haus verlässt. Also setzte ich mich in meinen BMW und fuhr Richtung Mindelheim, ob über Türkheim, oder mein zweite Heimat Mittelneufnach verrate ich hier nicht.

In meinem verschlafenem Zustand verpasste ich dann wie immer wenn ich Richtung Oberstdorf fahre die Ausfahrt in Memmingen und machte somit eine freiwillige 10 km Spazierfahrt. Aber zu allem Überfluß musste ich feststellen, dass ich in Oberstdorf noch nicht munterer war und schnur stracks auf einem Parkplatz in mitten Oberstdorf gelandet bin. Ich versuchte verzweifelt nach einer Ausfahrt und als ich diese fand, war ich endlich wach und dem Weg ins Kleinwalsertal und dann nach Mittelberg und Schwendle absolvierte ich ohne mich zu verfahren. Und so kam ich dort um 5.55 Uhr bei völliger Dunkelheit an.

Ich legte den Sitz zurück und hörte die neuesten Nachrichten auf "Antenne Bayern" und auch noch die um 6.30 Uhr da man im Auto doch ganz gut schlafen kann. Als ich mich dann bei Nebel aufraffte meine Tour um 6.45 Uhr zu beginnen rannte ich voller Ehrgeiz los und erreichte die erste Hütte "Untere Wiesalpe" um 7.15 Uhr.



Doch es begann zu regnen und ich nehm meine Füsse in die Hände und erreichte das trockene Auto in nur 15 Min. Dort winkte ich noch einem älteren Bergteiger zu, der die Tour ebenfalls abbrach. Im Auto überlegte ich mir was ich mit diesem Tag wohl anfangen soll, so weit von zu Hause weg, allein und verlassen. Doch Gott erhörte mich und der Himmel riss in einem Tempo auf, wie ich es sonst nur aus Zeitraffern im Fernsehen gewohnt bin. Voll Freude über diesen Wink von Gott hüpfte ich nocheinmal um 8.00 Uhr vorbei an zwei Steinbrucharbeitern hinauf zur "Unteren Wiesalpe". In Windeseile vorbei an der "Inneren Wiesalpe" entlang des Baches. In meinem gegenwertigem Adrenalinstoss konnte ich es nicht erwarten, die "Fluchtalpe" zu erreichen, aber sie kam und kam nicht, doch die nächste Biegung gab die Hütte frei. Mit leichten Ermüdungserscheinungen lief ich weiter zur "Hinteren Wildenalpe". Doch mein hohes Anfangstempo wurde mir zum Verhängnis und so kam der erste Wadenkrapf, den ich mit einer kurzen Rast und etwas Eistee überwand. Und wie immer nach ca. 2 Std. sprach der Schweinehund auf meiner Schulter zu mir: "Warum machst du da hier eigentlich. Könntest es so schön haben und dich nicht abquälen." Aber ich wusste es gab nur einen Grund hierfür (der wird aber aus datenschutzrechtlichen Gründen hier nicht genannt).

Also wanderte ich weiter um die Kemptner Scharte zu erlangen. Doch diese wollte nicht kommen, obwohl ich vor jeder Rechtsbiegung hoffte, dass sie kommt. Dies war aber erst nach ca. 6 Rechtskurven der Fall und so erreichte ich sie um 11.00 Uhr völlig erschöpt und mit Schmerzen in meinen Waden.



Ich hielt zuerst mal mein Mittagsmahl (Eistee und Wurstbrot) ab und beobachtete wie eine 6-köpfige Gruppe mit Bergführer an mir vorbeizog. Nach einem 20 Min. Mittagschlaf machte ich mich auf, die Gruppe einzuholen, was aber wirklich kein Problem darstellte und ich bereits auf dem Kemptner Köpfle

eine Pause zum Knipsen und Abwarten einlegen musste. Aber auch diese war zu kurz, da ich die Gruppe bereits am Klettersteiganfang

zum zweiten Mal eingeholt habe. Dies zwang mich meine Energiereserve (Isostar von Aldi) auszupacken und zuzuschauen, wie der Bergführer einigen behilflich sein musste, den Klettergurt anzulegen. Wie ich da schon erahnen konnte, war die Gruppe vollkommen unerfahren, die meisten hatten noch nie einen Gurt an und noch nie einen Klettersteig begangen. Die einzige Anmerkung des für mich unfähigen Bergführers war: Ihr müsst immer auf die Dreipunkt-Haltung achten!" Wobei einige Nachfragten, was das überhaupt sein soll?
Jeder Kommentar dazu erübrigt sich wohl. Also wartete ich ab, bis sie die erste 3m Wand überwunden hatten und das Steinschlagrisiko einiger massen gebannt war. Doch nun musste ich an ihnen vorbei und wurde von ihnen keines Blickes gewürdigt, dies liegt wohl daran, dass ich mein Lachen nicht halten konnte.

So erreichte ich die mittlere Spitze nach ca. 1,5 Std

und die Hintere nach einer weiteren Stunde.

Irgendwie war der Klettersteig nichts besonderes auch die Leiter über die Schlucht stellte ich mir schlimmer vor.

Auf der hinteren Spitze fertigte ich dann meinen Panoramablick an: "Panoramablick.html"

Als letztes überwand ich noch die 4m senkrechte Leiter und lief weiter zur "Fiderepaßhütte" und vernaschte mein zweites Wurstbrot und Eistee. Als dann wieder Wolken aufzogen, entschied ich mich zum Abstieg und erreichte ohne Probleme und Schmerzen mein Auto um 17.00 Uhr. Kurbelte mein Fenster auf, öffnete das Dachfenster und fuhr glücklich nach Hause, wo ich um ca. 19,30 Uhr ankam









letzte Änderung: 16.02.2001, S.Mayer,